Seite:De Schiller Die Räuber 195.jpg

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Franz unruhig im Zimmer auf und abgehend. Pfaffengewäsche, Pfaffengewäsche!

Moser. Izt zum erstenmal werden die Schwerder einer Ewigkeit durch eure Seele schneiden, und izt zum erstenmal zu spät. – Der Gedanke Gott wekt einen fürchterlichen Nachbar auf, sein Name heißt Richter. Sehet Moor, ihr habt das Leben von tausenden an der Spize eures Fingers, und von diesen tausenden habt ihr neunhundert neun und neunzig elend gemacht. Euch fehlt zu einem Nero nur das römische Reich, und nur Peru zu einem Pizarro. Nun glaubt ihr wol, Gott werde es zugeben, daß ein einziger Mensch in seiner Welt wie ein Wütrich hause, und das oberste zu unterst kehre? Glaubt ihr wol, diese neunhundert und neun und neunzig seyen nur zum Verderben, nur zu Puppen eures satanischen Spieles da? Oh glaubt das nicht! Er wird jede Minute, die ihr ihnen getödtet, jede Freude, die ihr ihnen vergiftet, jede Vollkommenheit, die ihr ihnen versperret habt, von euch fodern dereinst, und wenn ihr darauf antwortet, Moor, so sollt ihr gewonnen haben.

Franz. Nichts mehr, kein Wort mehr! willst du, daß ich deinen schwarzlebrigen Grillen zu Gebot steh?

Moser. Sehet zu, das Schicksaal der Menschen stehet unter sich in fürchterlich schönem Gleichgewicht. Die Waagschaale dieses Lebens sinkend

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_195.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)