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will ihn zwingen, daß er mich zernichte, ich will ihn zur Wuth reizen, daß er mich in der Wuth zernichte. Sag mir, was ist die gröste Sünde, und die ihn am grimmigsten aufbringt?

Moser. Ich kenne nur zwo. Aber sie werden nicht von Menschen begangen, auch ahnden sie Menschen nicht.

Franz. Diese zwo! –

Moser sehr bedeutend. Vatermord heißt die eine, Brudermord die andere – Was macht euch auf einmal so bleich?

Franz. Was Alter? Stehst du mit dem Himmel oder mit der Hölle im Bündnis? Wer hat dir das gesagt?

Moser. Wehe dem, der sie beyde auf dem Herzen hat! Ihm wäre besser, daß er nie geboren wäre! Aber seyd ruhig, ihr habt weder Vater noch Bruder mehr!

Franz. Ha! – was, du kennst keine drüber? Besinne dich nochmals – Tod, Himmel, Ewigkeit, Verdammnis schwebt auf dem Laut deines Mundes – keine einzige drüber?

Moser. Keine einzige drüber.

Franz fällt in einen Stul. Zernichtung! Zernichtung!

Moser. Freut euch, freut euch doch! preißt euch doch glücklich! – Bey allen euern Greueln seyd ihr noch ein Heiliger gegen den Vatermörder.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_197.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)