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Rudenz
Ja Oheim, und ich darf nicht länger säumen –

Attinghausen (sezt sich)
Hast du’s so eilig? Wie? Ist deiner Jugend
Die Zeit so karg gemessen, daß du sie
An deinem alten Oheim mußt ersparen?

Rudenz
Ich sehe, daß ihr meiner nicht bedürft,
Ich bin ein Fremdling nur in diesem Hause.

Attinghausen
(hat ihn lange mit den Augen gemustert)
Ja leider bist du’s. Leider ist die Heimat
Zur Fremde dir geworden! – Uly! Uly!
Ich kenne dich nicht mehr. In Seide prangst du,
Die Pfauenfeder trägst du stolz zur Schau,
Und schlägst den Purpurmantel um die Schultern,
Den Landmann blickst du mit Verachtung an,
Und schämst dich seiner traulichen Begrüßung.

Rudenz
Die Ehr’, die ihm gebührt, geb’ ich ihm gern,
Das Recht, das er sich nimmt, verweigr’ ich ihm.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Tübingen: Cotta, 1804, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Wilhelm_Tell_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)