Seite:De Schiller Wilhelm Tell 094.jpg

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Vom schwäbschen Lande und vom Lauf des Rheins,
Die all’ erhielten ihre Pergamente,
Und kehrten freudig wieder in ihr Land.
Mich, Euren Boten, wies man an die Räthe,
Und die entliessen mich mit leerem Trost:
„Der Kaiser habe dießmal keine Zeit,
Er würde sonst einmal wohl an uns denken.“
– Und als ich traurig durch die Säle gieng
Der Königsburg, da sah ich Herzog Hansen
In einem Erker weinend stehn, um ihn
Die edeln Herrn von Wart und Tägerfeld.
Die riefen mir und sagten: „Helft euch selbst,
Gerechtigkeit erwartet nicht vom König.
Beraubt er nicht des eignen Bruders Kind,
Und hinterhält ihm sein gerechtes Erbe?
Der Herzog fleht’ ihn um sein Mütterliches,
Er habe seine Jahre voll, es wäre
Nun Zeit, auch Land und Leute zu regieren.
Was ward ihm zum Bescheid? Ein Kränzlein sezt ihm
Der Kaiser auf: das sei die Zier der Jugend.“

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Tübingen: Cotta, 1804, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Wilhelm_Tell_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)