Seite:De Selbstbefleckung Tissot 16.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Schwäche, alle Verrichtungen werden dadurch gestöret, und dieses um desto geschwinder, je vortreflicher die verschwendete Feuchtigkeit ist. Die Milch kan bei einer gesunden Frau lange und in groser Menge ausgezogen werden, ohne daß eine merkliche Schwäche darauf erfolgt, es giebt aber auch keine Feuchtigkeit in dem menschlichen Körper, die weniger ausgearbeitet ist als die Milch. Die Ausleerung des Blutes schwächet weit mehr, und man würde einer Säugenden den Tod verursachen, wenn man ihr in einem Tage so viel Blut abnäme, als der Säugling in eben dieser Zeit Milch aus ihr ziehet. Der Samen wird aus dem Blute, mit vielerlei Umständen, welche allezeit ein grosen Werth anzeigen, zubereitet, und er ist so ädel, daß wie schon Galenus erinnert, der Verlust einer halben Unze denen Kräften mehr Schaden tut, als wenn man vierzig Unzen Blut abzapft: es erhellet daher von selbst, daß die unmäsige Verschwendung dieser Feuchtigkeit viele Krankheiten nach sich ziehen müse. Er ist von dem Schöpfer dazu bestimmt, daß er in der weiblichen Umarmung ausgeleeret werde, ja meinetwegen mag man auch glauben, daß er bestimt seie, durch verliebte Träume

fortzugehen, doch hiervon wollen wir unten reden.

Empfohlene Zitierweise:
Simon-Auguste Tissot: Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen. Frankfurt und Leipzig 1760, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Selbstbefleckung_Tissot_16.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)