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sich nahe berühren und gleichsam ein Juken verursachen / weswegen denn die geilen Begierden und die Brunst sich von da in den ganzen Körper verbreiten. Und eben so wird auch in dem Menschen der beste und kräftigste Teil von denen aufwallenden Säften abgesondert / und gehet zu dem Rükenmark hin (t)[1]. Hernach erkläret er die Wege, welche der Samen nimt, und an einem andern Orte, wo er seine Gedanken über die Eigenschaften des Samens ertheilet, bedienet er sich folgender merkwürdiger Worte: Der Same entspringet aus allen Teilen des Leibes und zwaren komt aus gesunden ein gesunder / aus kranken Theilen aber ein kranker Samen. Wenn demnach von kahlen / kahle / von blauaugigen / blauaugige / von krummen meistens ungestalte gezeuget werden / und es sich eben so mit andern Gestalten verhält / warum solte denn nicht auch ein Dikkopf einen Dikkopf zeugen (u)[2]?

  1. (t) de Genitura Foes. p. 231.
  2. (u) de aere locis & aquis Text. 36. Foes. p. 289. conf. de morbo sacro. text. 5. Foes. p. 303. Der berühmte Herr von Busson, der des Hippokratis Meinung von der Schwängerung, [45] wie oben erinnert worden, verwirft, nimt doch dessen Lehrgebäude, von dem Ursprung des Samens vollkommen an. Doch ist es zu bewundern, daß man demselben heut zu Tage die Uebereinstimmung und Geschiklichkeit abspricht, wodurch er vormals so beruhmt ware. Denn die alte Zergliederungskunst stunde solche Wege zu, welche die Samen-Teilchen von allen Teilen des Leibes zu denen Lenden führten. Da aber dieselbe Zergliederungskunst durch der Neuern ihren Fleis in Vergessenheit gerathen ist, so mangelt es auch diesem berühmten Manne an einem Weg, durch welchen er seine Moleculas Organicas von allen Teilen des Leibes zu denen Geilen leiten könte. Er hat deswegen die Sache vorausgemacht angenommen, und sich wenig bekümmert, wie es zugehet; dann nach seiner Meinung geschiehet es auf keine andere Weise, als vermittelst der Einsaugungsgefäschen, des Uebergangs zu dem Herzen, und von da in alle Schlagadern, bis die ganze Masse des Blutes nach und nach die Absonderungsgefäse des Sames berühret und durchwandert hat, aber was sind das nicht vor viele und grose Schwierigkeiten?
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Simon-Auguste Tissot: Versuch von denen Krankheiten, welche aus der Selbstbeflekung entstehen. Frankfurt und Leipzig 1760, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Selbstbefleckung_Tissot_52.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)