Seite:De Storm Aquis submersus 060.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

an den Wänden werfend, deren ich in Katharinens Gegenwart sonst kaum gedacht hatte.

Da, unter dem Malen, fiel mein Auge auch aus jenes alte Frauenbildniß, das mir zur Seite hing und aus den weißen Schleiertüchern die stechend grauen Augen auf mich gerichtet hielt. Mich fröstelte, ich hätte nahezu den Stuhl verrücket.

Aber Katharinens süße Stimme drang mir in das Ohr. „Ihr seid ja fast erbleichet; was flog Euch über’s Herz, Johannes?“

Ich zeigte mit dem Pinsel auf das Bild. „Kennet ihr die, Katharine? Diese Augen haben hier all’ die Tage auf uns hingesehen.“

„Die da? - Vor der hab’ ich schon als Kind eine Furcht gehabt, und gar bei Tage bin ich oft wie blind hier durchgelaufen. Es ist die Gemahlin eines früheren Gerhardus; vor weit über hundert Jahren hat sie hier gehauset.“

„Sie gleicht nicht Euerer schönen Mutter,“ entgegnete ich; „dies Antlitz hat wol vermocht, einer jeden Bitte nein zu sagen.“

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)