Seite:De Storm Aquis submersus 062.jpg

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Ein Blick fast wie ein Flehen flog zu mir herüber, und tiefes Rosenroth bedeckte ihr Antlitz. „Ich weiß nicht,“ sagte sie beklommen; und leiser, daß ich’s kaum vernehmen mochte, setzte sie hinzu: „Es heißt, sie hab’ einen Andern lieb gehabt; der war nicht ihres Standes.“

Ich hatte den Pinsel sinken lassen; denn sie saß vor mir mit gesenkten Blicken; wenn nicht die kleine Hand sich leis aus ihrem Schooße auf ihr Herz geleget, so wäre sie selber wie ein leblos Bild gewesen.

So hold es war, ich sprach doch endlich. „So kann ich ja nicht malen; wollet Ihr mich nicht ansehen, Katharina?“

Und als sie nun die Wimpern von den braunen Augensternen hob, da war kein Hehlens mehr; heiß und offen ging der Strahl zu meinem Herzen. „Katharina!“ Ich war aufgesprungen. „Hätte jene Frau auch Dich verflucht?“

Sie athmete tief auf. „Auch mich, Johannes!“ - Da lag ihr Haupt an meiner Brust, und fest umschlossen standen wir vor dem Bild

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Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_062.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2017)