Seite:De Storm Aquis submersus 146.jpg

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in des Pastors Garten ging. Da ich eben in’s Haus wollte, trat er selber mir entgegen.

Der große knochige Mann sah gar wüste aus; seine Augen waren geröthet und das schwarze Haar hing wirr ihm in’s Gesicht. „Was wollt Ihr?“ sagte er.

Ich starrete ihn an; denn mir fehlete das Wort. Was wollte ich denn eigentlich?

„Ich kenne Euch!“ fuhr er fort. „Das Weib hat endlich Alles ausgeredet.“

Das machte mir die Zunge frei. „Wo ist mein Kind?“ rief ich.

Er sagte: „Die beiden Eltern haben es ertrinken lassen.“

- „So laßt mich zu meinem todten Kinde!“

Allein, da ich an ihm vorbei in den Hausflur wollte, drängete er mich zurück. „Das Weib,“ sprach er, „liegt bei dem Leichnam und schreit zu Gott aus ihren Sünden. Ihr sollt nicht hin, um ihrer armen Seelen Seligkeit!“

Was dermalen selber ich gesprochen, ist mir schier vergessen; aber des Predigers Worte gruben

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Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)