Seite:De Storm Ein Doppelgaenger 019.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

System der Waldkultur; wir sahen einen Hirsch mit sechzehn Enden und ein paar Rehe; aus einem schlammigen Sumpfe schielte sogar der schwarzbraune Borstenkopf eines Keilers aus seinen eng geschlitzten Augen nach uns hinüber. Wir gingen ohne Hunde; „nur ruhig weiter!“ mahnte mein Geleitsmann; „und wir kommen ungefährdet wieder nach Hause.“

Nach dem Mittagessen führte mein Wirth mich eine Treppe hoch nach hinten zu in das mir angewiesene Zimmer. „Sie wollten noch Briefe schreiben;“ sagte er; „hier finden Sie Alles, was dazu nöthig ist! Unser Junge hat hier vordem gewohnt; aber es ist kühl und still!“ Er zog mich an eines der offen stehenden Fenster: „Hier unten sehen Sie ein Stück von unsrem Garten, dahinter zieht sich der Teich herum; dann dort die grüne Wiese und dann der hohe dunkle Wald – der schützt Sie vor allem Weltgeräusch! – Nun ruhen Sie vorerst sanft nach Ihren Wanderstrapazen!“ sagte er und drückte mir die Hand.

Er ging, und ich that nach seinen Worten; und die Stimmen der Grasmücken aus dem Garten

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)