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dieselbe haben – aber wir haben uns dort nicht finden können.“

„So ist es um so schöner“, erwiderte er und reichte mir die Hand, „daß wir ihn heute bei uns haben; das damals wäre ja doch schon längst vorüber!“

Sie nickte nachdenklich und schob ihren Arm in seinen. So gingen wir ein paar hundert Schritte weiter bis an einen Waldteich, an dessen Ufern die gelben Iris in für mich nie gesehener Fülle blühten.

„Da ist Deine Lieblingsblume!“ rief der Förster; „aber Du würdest Dir die Schuhe überwaten; sollen wir Männer Dir einen braven Strauß holen?“

„Ich verzichte diesmal auf Ritterdienste“, erwiderte sie, sich anmuthig gegen uns verneigend; „ich bin heute bei den Kleinen und weiß hier eine Stelle, wo ich mein Kränzlein vervollständigen kann!“

„So erwarten wir Dich hier“, rief ihr der Oberförster nach, sie mit ernsten liebevollen Blicken verfolgend, bis sie in der naheliegenden Lichtung verschwand.

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Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_028.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)