hatte, einen Tropfen rothen Blutes hängen. Er kniete nieder und fuhr suchend mit den Händen durch das volle Haar seines Weibes; plötzlich wurden ihm die Finger feucht, er zog sie hervor. „Blut!“ schrie er und betrachtete mit Entsetzen seine Hand; dann fuhr er fort zu suchen, hastig, mit fliegendem Athem, und – nun hatte er es gefühlt, ein Stöhnen brach aus seinem Munde: da, da quoll es hervor, da war der Stift hineingedrungen; tief – er wußte nicht, wie tief. „Hanna!“ flüsterte er, indem er sich zu ihrem Ohre beugte, und noch einmal stärker: „Hanna!“
Da kam es endlich. „John!“ kam es von ihren Lippen; doch wie aus weiter Ferne.
„Hanna!“ flüsterte er wieder, „bleib, o stirb nicht, Hanna! Ich hol’ einen Doktor; gleich, gleich bin ich wieder da!“
„Es kommt doch keiner.“
„Ja, Hanna, er soll kommen!“
Eine Hand griff tastend nach der seinen, wie um ihn zurückzuhalten. „Nein, John – kein Doktor – Du bist nicht schuld – aber – sie setzen Dich ins Gefängniß!“
Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)