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durchs Herz gegangen. Aber vor seinem innern Auge stand jetzt plötzlich jener einsame Brunnen draußen auf dem Felde; er sah den Bretterzaun im Froste flimmern. Sein alter Arbeitgeber, von dem er ihn einst selbst erbeten hatte, war jahrelang todt; auch sie, um deren Willen es geschah – wen kümmerte das von damals noch? Hatten die Bretter einst sein Weib geschützt, sie konnten nun sein Kind erwärmen! – Das Blut stieg ihm zu Häupten; sein Herz hämmerte heftig.

Das hörte das Kind, dessen Kopf daran lag. „Vater“, sagte sie, „was klopft so in Dir?“

„Das Gewissen!“

Er war zusammen gefahren. Niemand hatte das gesagt, und war ihm doch, als habe er es gehört; deutlich, dicht vor seinem Ohr.

„Mich friert!“ sagte die Kleine wieder.

Da stieg aufs Neu der Brunnen vor ihm auf. „Wärme Dich ein Stündchen in meinem Bette!“ sagte er hastig; „dort wirst Du schlafen; ich weck’ Dich wieder.“

„Ja, ja, Christinchen“, rief die Alte, „ich setz’ mich zu Dir; schlaf nur. Kind; die Welt ist gar

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Theodor Storm: Ein Doppelgänger. Berlin: Paetel, 1887, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Doppelgaenger_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)