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Finger nach der Zimmerdecke; das Wort vermochte er nicht zu finden. Sie sah ihn ruhig an: „Soll ich sie tödten?“ fragte sie; und nach einer Weile brachte er es zusammen; sein Kopf versuchte ein stummes Nicken. „Die Ratten!“ stammelte er.

Und sie ließ Rattenkraut vom Schäfer holen, nahm ein Theil davon und legte das übrige in ihre Truhe. Darauf wurde es still über dem Schlafgemach; die Ratten lagen im Todeskampfe zuckend in den Bodenwinkeln.

Aber der wunde Mann begann an einem Morgen schier verständlicher zu reden und seine Flüche wurden kräftiger; da erschrak sein Weib und fürchtete, das böse Leben mit dem Gesunden könne wohl aufs neue beginnen. Darum ließ sie von dem Scharfrichter, dessen geheimes Wissen ihr solche Sorge machte, und statt seiner wurde ein Chirurgus beigeschafft, dessen Kunst noch keinem Wunden aufgeholfen hatte. Der brachte andere Pflaster und Heilmittel, und als er wieder auf seinen Klepper stieg, sprach er mit rückgewandtem Kopf. „Seid frohen Muthes, edle Frau! Euer Ehebett soll nicht verwaiset werden! Und morgen bin ich wieder da!“

Dann ritt er fort; das schöne Weib aber blieb am Thorpfosten stehen und sah noch lange ihn ins

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_110.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)