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Frau Wulfhild langte nach einer Schelle, die auf dem Tische stand.

„Was wollt Ihr, Fraue?“ frug der Ritter.

„Euch den Schreiber rufen,“ sprach sie lächelnd, „denn einen Vater möcht’ ich, wie Ihr seid, Ritter!“

„Dank, holde Fraue!“ rief der Alte. „Nun, Rolf, willst Du dies Weib aus Deines Vaters Hand?“

Rolf hatte schon die schöne Frauenhand an seinen Mund gezogen und sein betheuernd „ja“ gesprochen, als Claus Lembeck ein beschrieben Pergament hervorzog „Wir brauchen keinen Schreiber,“ sagte er, behaglich nickend; „ich geh nicht ohne Rüstung auf so zweifelhaftes Feld! Was Euch an Gütern eigen ist, Frau Wulfhild, weiß ich; was ich dem Sohne gebe, mögt Ihr hieraus sehen! Nun lest, ob ich nach Eurem Sinn geschrieben habe!“

Sie rollte das Blatt auf und sah hinein; gelesen hat sie nichts davon; es war auch nicht vonnöthen, denn Claus Lembeck suchte in derlei Dingen niemanden zu hintergehen. Sie tauchte eine Feder in ihr Tintenfaß und schrieb in großen Zügen das Schriftstück. „Wulfhild von Schauenburg, Hans Pogwisch’ Wittib.“

Und als zu zweit auch Rolf mit flüchtiger Hand

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_114.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)