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wie Deine Mutter;“ sprach er dann; „mein Vater, da ich zuerst die Braut ihm zuführte, weigerte mir lächelnd seinen Segen; die sei der Elbinnen eine und würd’ nicht bei mir bleiben!“ Und als er das gesagt hatte, riß er heftig das Kind an seine Brust.

Einer, der sie noch selbst gesehen hatte, soll einst geäußert haben, ihr Körper sei gewesen, als habe ihre anima candida ihn selber sich geschaffen.


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Flitterwochen, in denen die Jungfrau sanft zum Weibe reift, hatte es auf Dorning nicht gegeben; die gehörten dem Todten, der mit zerhauenem Schädel in der Grube lag. Statt dessen war die Leidenschaft des Weibes; doch nur in den Stunden der Minne war sie dem Manne unterthan; zu anderer Zeit war ihr eigener Wille schwer zu beugen. Wie kampfgerüstet ging sie schon in der ersten Woche zwischen Gewappneten über alle Theile der Feste; dann schritt sie zu ihrem Eheherrn. „Traust Du dem Atterdag? Ich nicht!“ und verlangte hier ein Thor oder Fallgitter, dort einen weiteren Graben.

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_138.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)