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Frau Wulfhild griff nach seiner Hand. „Laß doch das Wild! Daheim ist besserer Zeitvertreib!“

Es trieb ihn dennoch fort; „Reitet nur heim!“ rief er; „ich komme früh genug!“ Damit entriß er seine Hand der ihren.

Als aber die Dame, roth vor Zorn den Weg nach Dorning eingeschlagen hatte, sprengte Gaspard mit den beiden Rossen ihr zur Seite. „Ereifert Euch nicht, edle Herrin! Der Ritter wird die Wildkatz nimmer jagen; laßt ihn daheim ein edler Wild im Lager finden!“

– – Sie ritten fort; Rolf Lembeck aber drang in den dunklen Wald; aus den Tannen kam er in den Buchenforst; er stand an jedem starken Baum und lugte nach allen Aesten, ob nicht die Lichter des Raubthieres irgendwo herunterfunkelten; aber über ihm war so schwere Waldnacht, daß nur wie Tropfen das Mondlicht hier und da hindurchfiel; zu hören war nichts als nur das Knicken des Unterholzes, das er durchschritt, auch wohl das Zirpen einer Eulenbrut. Er blieb stehen und warf die Armbrust wieder auf den Rücken; „Du warst ein Narr; hier ist kein Jagen in der Finsternß!“ Seine Gedanken flogen heim zu seinem Weibe; doch er schüttelte den Kopf. „Nein, nein, Frau Wulfhild“

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)