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Der Ritter sah lachend von seinem Hengst auf ihn herab. „Ich wußt nicht, Gaspard, daß Du die Sonne fürchtetest!“

„Ich bin kein Ritter, Herr,“ sprach Gaspard und zog sich seine Gugelkappe in die Stirn. „Ist in dem Schlosse droben etwas, das Euer Auge haßt?“

„Meinst Du,“ erwiderte Rolf Lembeck fröhlich, „daß man nur meidet, was man haßt?“ Doch, als besänne er sich plötzlich, fügte er hinzu. „Wohl seh ich lieber hier das freie Land, als aus des Dänenkönigs Burgen; mir ist, er spinne wieder Unheil!“ Der Zusatz kam zu spät, denn als er auf den Schreiber blickte, sah er dessen Kopf sich seitwärts drehen und mit der Nase nach der Erde fahren, daß ihm der Kappenzipfel um die Schulter schwenkte. „Holla, Rabe!“ rief er. „Wonach trachtest Du?“

„Ihr wisset, Herr,“ entgegnete der Braune, „ich seh’ bisweilen Dinge, die nicht da sind.“

„Und was Beute sahst Du denn dorten auf dem Sande?“

„So Ihr es wissen wollet, Herr – nur eines Fädleins Ende! Ich dachte thöricht, es sei schier mitzunehmen; doch – Ihr habt Recht, was sollen wir die Königsburg betrachten!“

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)