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„Ich weiß nicht eben,“ begann er, „ob es Euch gefallen mag! Wenn man die Füße seiner Worte nicht mehr hört – man weiß nicht, ob sie Dank, ob Undank holen!“

Auf des Gastes Stirne furchten sich die Zeichen der Ungeduld. „Lasset Euren Mann seine Rede thun, edle Frau, um die Ihr mich geladen habt: mir ist nicht Zeit für andere Weisheit!“

„Sprich ohne Umschweif, Gaspard!“ rief Frau Wulfhild.

„Ja, Herr,“ hub dieser an; „es war eine helle Nacht, vor kaum acht Tagen, da ich von Haderslev den Weg zwischen Eurem Garten und dem Buchenwald herunterkam; da stob aus dem Baumschatten ein Gewild – es mochte ein Marder oder Iltis sein – mir vor den Füßen quer über den Weg der großen Pappel zu, und ich hörte, wie es zwischen den Zweigen in den Baum hinaufklomm. Ich stand – ich sah hinauf und dachte: Itzt wird’s bald oben sein und auf den Mauerzinnen tanzen!“

- „Nun – und?“

„Ja, Herre, es kam weder ein Marder noch ein Iltis!“

Der Schloßhauptmann fuhr auf: „So sitzt es wohl noch heute in dem Baum!“

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)