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hatte, frug er weiter. „Wißt Ihr von diesem Abenteuer mehr zu melden, als ich eben hörte?“

Doch sie erwiderte: „Nein, Herr; Ihr müßt nun so zufrieden sein!“

Er warf seine düsteren Augen auf sie und sprach zu sich selber. „Was will das Weib? Denn nicht um deinetwillen hat sie dich geladen; sie weiß, um wen die Pappel fallen soll!“ Laut aber sprach er und richtete in seiner mächtigen Gestalt sich auf: „Ihr drücktet ein Beil in meine Hand! Wohin es treffen soll, Gott mög’ mir rathen; und mög’ er auch bei Euch sein, edle Frau!“

Er hatte sich gewandt und war aus dem Gemach geschritten. Unten im Hofe führte ein Knecht sein Roß umher; er rief ihm und schwang sich in den Sattel; dann suchte das Thier durch Wald und Felder sich selber seinen Weg. Ob hoch am Himmel die Lerchen sangen, ob Falken und Elstern um ihn schrien, er hörte es nicht; gleich einem gebrochenen Manne hing er im Sattel; vor seinen Augen war immer nur sein schmächtig Kind in eines Fremden Armen, dessen Antlitz er nicht erkennen konnte.

Erst als das Roß unter den Bäumen des Schloßberges hinantrabte, fuhr er empor und zog den Zügel an. Aber er wandte sein Thier und ritt zurück; er

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_192.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)