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den dahinter liegenden Saal geflohen; die Thür genüber warf er eben zu.

Der Saal war leer: die Kerzen flammten, Rolf aber floh, er wußte nicht wohin; nur irgendwo allein, in Sicherheit mit ihr! Nur eine, noch eine stille letzte Stunde mit der Todten! Ob Jemand folge, daran dachte er nicht; er kam durch eine Thür in kleine düstere Gemächer, wo nur ein Mondstreif auf das Todtenantlitz fiel; hinunter eine Treppe, durch einen Vorplatz, eine große Thür; da schlug der Kerzenglanz aus einer weiten Halle ihm entgegen; von der Mitte des Fußbodens erhob sich ein gewaltiger Hund und rannte mit heiserem Knurren auf ihn zu. Rolf schloß die Leiche fester an sich und hatte schon die Hand am Schwert, da sprang das große Thier mit zärtlichem Winseln an ihm auf und leckte die herabhängende Hand der Todten. „Heudan, Du bist es, Heudan!“ rief er und stand einen Augenblick und legte die Hand liebkosend auf den Kopf des Thieres.

Aber drüben aus der Thür der Thurmtreppe trat die furchtbare Gestalt des Schloßhauptmannes; ein Wuthschrei flog zu ihm hinüber; da floh er durch dieselbe Thür zurück und warf sie hinter sich in’s Schloß. Noch ein paar finstere Räume, dann

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_218.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)