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Rüster oder Pappel halbverdeckten Strohdächer. Jenseit derselben begegnete mir ein alter Mann mit einer Furke auf der Schulter; »guten Tag!« rief ich durch den Wind ihm zu; »guten Tag auch!« wiederholte der Alte wie im Wiederhall; ich sah es nicht, aber ich glaubte es zu fühlen, wie er stehen blieb und mir verwundert nachsah.

     Ich schritt rüstig durch den Wind hindurch, bald auf schmalem Feldweg, bald quer über Feld und Wälle; ein paar Mal flog die Mütze mir vom Kopf, aber der Boden stieg jetzt merklich aufwärts, und so war sie immer wieder bald zu haschen. Endlich stand ich vor der eingestürzten Wand einer ungewöhnlich großen, aber, wie es schien, seit lange außer Brauch gesetzten Sandgrube, welche mir jeden weiteren Ausblick wehrte. Als ich mit Hülfe einiger Ginsterbüsche emporgeklettert war, befand ich mich auf einer ebnen Fläche; doch kaum ein halbes tausend Schritte weiter ging es, wenn auch ganz allmählich, wieder abwärts; und da hatte ich sie, die Haide.

     Die Zeit ihrer Blüte mit dem bläulich rothen Seidenschimmer war vergangen; düster, in ihrer ganzen feierlichen Einsamkeit lag sie vor mir: ein breites muldenförmiges Thal, anscheinend ohne Unterbrechung von der dunkelen Pflanzendecke überzogen, das sich wohl eine halbe Wegstunde weit zu meinen Füßen dehnte und sich dann durch die zusammenlaufenden,

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)