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Weg allein zurückschritt, im grauen Wamms, die Ledermütze mit der Falkenfeder auf dem dunklen kurz gestutzten Haar, da waren es nur die jungen Dirnen, welche möglichst weit die Augen aufthaten; nur waren sie in die Tiefe des dunklen Flurs zurückgetreten oder bargen sich hinter der offenen Haustür und sahen heimlich durch den Spalt, so lange es irgend reichen mochte.

     Es wäre nicht noth gewesen, der Junker Hinrich hatte kein Auge für die Dirnen; so wenig, daß die jungen Knechte, die sich deß doch hätten getrösten mögen, von ihm zu sagen pflegten, der Junker sei wohl schon ein Kerl; nur in dem Einen nicht!

     Um ein paar Jahre später hat gleichwohl auch ihm seine Stunde schlagen müssen; eine schicksalsschwere, mit der die letzte seines Hauses angebrochen ist.

     – – Jene arge Zeit war damals über unser Land gekommen, deren Greuel unter dem Namen des »Polackenkrieges« noch lange beim Bierkrug wie am Spinnrad im Gedächtniß blieben. Zwar unser Herzog führte keinen Krieg, er redete zum Frieden: aber von den Streitenden war der junge schwedische Kriegsfürst seiner Tochter Mann, der mißtrauische Dänenkönig war der Mitregent der Lande und schonte weder diese, noch den Herzog, seinen Schwestersohn. Nicht dessen drückende Brandschatzung war indeß das schlimmste; aber ihm zu Hülfe überschwemmte fremdes Volk das

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_023.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)