Seite:De Storm Zur Chronik von Grieshuus 030.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

drüben erhob sich eine Unruhe, wie von verzweifelter aber schwacher Gegenwehr.

     Die Zaunlücke, welche dem Junker jetzt zur Seite lag, gestattete einen Durchblick nach dem Garten; aber ein jäher wortloser Schrei der jungen Weiberstimme ließ ihn nur zum stummen Zeichen seine Hand ausstrecken; und mit dem tiefen dumpf gezogenen Laut, der dieser Rasse eigen, schossen die Hunde, einer hart am anderen, durch die Oeffnung; Geschrei und Flüche folgten gleich danach; dann ward es still.

     Als Junker Hinrich selber in dem Garten stand, hatte jedes der beiden Thiere seinen Mann gestellt; ihr heißer Rachen mit den blanken Zähnen lag, hier wie dort, vor einem dick verschwollenen Angesicht, aus dem das Weiß des Auges nur noch kaum hervorschien. Aber kein Weib, weder ein altes noch ein junges war zu sehen. Ein schlotterndes Männlein mit fast haarlosem Kopfe stand zwischen den beiden Strolchen, das Ende eines langen Stricks am Halse.

     »Ist Er es Kornschreiber?« rief der Junker; »da wär’ Er wohl nahzu gehangen worden! Ich dachte einen Jungfernschrei zu hören.« 

     Der Alte bewegte den Kopf, wie um die Wirbel seines Genicks zu prüfen; dann nickte er heftig und streckte die mageren Hände vor sich hin.

     »Halt fest, Türk! Fest, Hassan!« raunte der Junker zwischen den Zähnen seinen Hunden zu; dann zog er

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)