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Es mußte wohl gewesen sein, daß der Junker etwas nicht hatte vergessen können; denn seit jenem Tage, auch nachdem im Punkt des Waldverwüstens den Wünschen des alten Herrn mit Glimpf genügt worden, ist immer eine andere Ursach aufgestanden, die den Junker den Haidestieg hinab und zu des Jägers Haus getrieben hat; dann aber, da schon die gelben Blätter wie Vogelschwärme von den Bäumen flogen, begann er plötzlich den offenen Haidegrund zu meiden und oberhalb der Mulde durch die Eichen sich den Weg zu machen; die Hunde, die ihn sonst begleiteten, wurden in den Stall geschlossen und winselten ihm vergebens durch die Pforte nach. Dem Kornschreiber konnten diese Gänge nicht wohl gelten; der hatte von jener Nacht im Garten eine Lähmung und saß im obern Stockwerk in des Jägers Lehnstuhl, von dem Junker aber wurde die Schwelle des alten Thurmbau’s itzt fast selten überschritten; auch traf es sich zumeist nur um die Zeit des Vormittags, wo Owe Heikens mit dem Knecht im Walde war. Kein Menschenauge, nur die Amseln, die noch durch die fast entblätterten Zweige hüpften, konnten es gesehen haben, daß dann ein Mädchen ihr blondes Haupt an seine Brust legte, und seine Arme sie so sanft und doch so fest umfingen, als ob er gegen Feindesmacht sie schützen müsse.

     Aber auch von heimlichster Liebe geht ein Schimmer aus, der sie verrät. Als eines Vormittags der

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)