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Junker, das Haupt von jungem Glücke schwer, aus den hohen Bäumen hart an dem Thurmhaus vorgeschritten war, sprach eine Stimme neben ihm: »Ich bin daheim geblieben, Junker, damit Ihr mich nicht alle Zeit verfehlen möget.« 

     Junker Hinrich brauchte nicht erst aufzublicken; er kannte Owe Heikens Stimme schon seit seinen Kinderjahren; aber er war doch zusammengefahren und stand keines Wortes mächtig vor dem alten Freund und Diener, obwohl kein Arg in seinem Herzen war. Da sprach Dieser von neuem: »Lasset uns wie sonst den Wolf jagen, Junker, oder eine Wildsau, wenn wieder trotz des Grauhunds sich eine hier hinüberwagt; aber lasset das Kind in Frieden, das itzt unter meinem Dache schläft.« 

     Der Junker hob den Kopf, als ob er sprechen wolle. »Nein, redet nicht, Junker!« wehrte ihm der Alte; »ich weiß ja, was Ihr in Gedanken heget; Ihr seid nicht wie die Andern drüben in des Königs Antheil, wo man ein Gesetz will ausgehen lassen, daß alle Jungfernschänder, hoch und nieder, es an Leib und Leben büßen müssen« …

     Er kam nicht weiter. Herr Hinrich hatte strack sich aufgerichtet, ein jähes Feuer schoß aus seinen Augen: »Owe Heikens!« schrie er, und seine Faust griff nach des Alten Brust. Doch einen Augenblick nur, und er ließ sie wieder sinken; denn von drüben aus dem

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)