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     Da schob der Junker das Tischlein von sich, daß die Figuren durcheinander stürzten. »Das Spiel ein ander Mal! Ich hab’ mit Ihm zu reden, Pastor!« 

     Er war aufgestanden, und bald wanderten beide im Zwiegespräche auf und ab. Der Geistliche hatte mehr und mehr das Haupt erhoben, seine Antworten wurden kurz und sparsam; sicher und bedächtig schritt er an der Seite des immer lauter redenden Patrons. »Und seh’ Er es nicht an«, rief dieser, »weß’ Standes und Geschlechts der Sünder sei! Bete Er, wie vorgeschrieben, von der Kanzel über ihm und kündige ihm dann Bann und Gottes Zorn vor sitzender Gemeinde!« 

     »Ihr vergesset«, sprach der Andre, »daß auch, so Euer Sohn der Sünder wäre, die Ladung durch den Küster und die Vermahnung in Gegenwart der Kirchenvorsteher vorangehen müßte, was Euch wohl kaum anstehen dürfte!« 

     »Ei was! Vermahnet hab’ ich selber!« rief der Herr von Grieshuus; »wenn’s der Patron thut, braucht es nicht der Bauerntölpel!« Und als von der andern Seite keine Antwort darauf erfolgte, fügte er hinzu: »Ich weiß ja, Er versteht’s; mach’ Er’s nur, wie um letzte Ostern der Magister in der Stadt! Es war dort auch ein Bube, der gegen den Vater seine Faust gehoben hatte.« 

     Da sagte der Priester: »Das hat Junker Hinrich nimmermehr gethan!« 

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)