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es dicht an ihm heran gewesen: »Ein Wolf! Ein Wolf! Hülfe, Hülfe!« hat das Kind geschrieen, und dabei seine Peitsche geschwungen, unachtend, daß es dessen nicht bedurfte. Dann gab es einen Ruck; der Rappe hatte mit den Vorderhufen ausgehauen, daß Junker Rolf die blanken Eisen durch das Dunkel blitzen sah; er hatte die Füße aufgezogen und lag mit der Brust auf dem Halse seines Pferdes.

     Das aber stieß einen Zeterschrei aus, und sausend ging es nach dem Hofe, und schon dem Aufstieg und dem Thore zu. »Kilian! Marten! Jens!« Er wußte selber nicht, wen er gerufen hatte; aber ein Geheul ist von dem Hofe losgebrochen; und Fuko und die andern Hunde sind hinausgestürzet und um das Pferd herum, und die glimmenden Augen an dessen Seite sind in die Nacht zurückgewichen; Rosse, Reiter und Hunde sind durch die offene Thorfahrt in den Hof hineingebrochen.

     »Aber der Wolf, der grise Hund«, sagte der Junker und nickte mir mit seinen blauen Augen zu, »hat doch mein Pferd gebissen; es ist noch lang’ nicht besser; der Vetter kann es nicht curiren.« 




Es war kurz danach, am Vormittage des zweiten Sonntags nach Epiphanias; draußen über den Reitplatz fegte der Nordost; derohalben ließ der Herr Oberst den kleinen Rappen nach dem Schloßhof führen; denn die Wunde an der Kehle, so der Wolf dem Thiere zugefüget,

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)