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neigen und viele Thränen aus den alten Augen darauf fallen. Was sie zu einander sprachen, habe ich nicht verstanden, denn es war leise gleich wie ein junges Vogelzwitschern. Aber ich stand auf und zog die Kammerthür zu, damit sie ganz allein wären. Ich dachte: Schweige! denn, wie Matten sagt, bei Gott ist Rath und That.

     – – Am Abend des anderen Tages sah ich kein Licht da drüben in dem Thurmhaus, und ist auch wohl nimmer wieder eines dort gewesen; denn der Wildmeister hatte sich vom Hofe beurlaubet, nachdem er noch die jungen Wölfe abgeliefert hatte. Hans Christoph sah ich mitunter bei dem Kirchgange, er blickte mich dann traurig an und zog schweigend seine Mütze. Der Vetter raunte mir zu: »Das war des Sünders Glück, Ehrwürden, daß er sich zeitig fortgehoben.« Der Junker aber redete nie von ihm und jener letzten Nacht. Nur der Herr Oberst sprach mitunter: »Das war doch anders, als noch der Wildmeister dort im Thurm hauste!« denn der neue Förster, der im Dorfe wohnete, wollte ihm nicht behagen.




Anno 1713 war ich schon mehr denn vier Jahre hier als Successor des Pastor Heikens, der nach Wetzlar in der Wetterau berufen worden.

     Der Mißwirthschaft in unserem Lande überdrüssig – denn der Geheimrath Görtz riß immer mehr die

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)