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Dache. Sonst war Alles still; nur wenn die Stunde wieder voll wurde, kam der Glockenschlag vom Dorf herauf. Geredet haben wir nicht viel mitsammen; des Obersten Gedanken mochten bei dem Sohne sein, auch wohl den greisen Reiter durch den Forst begleiten; denn einmal streckte er jählings beide Arme aus und rief als wie aus Träumen: »Gott schütz sie beide!« schwieg dann aber wieder oder sprach dazwischen: »Wie weit mag’s in der Zeit sein, Pastor?« – Ich selber aber – denn so voll selbstsüchtigen Gebahrens ist unser Herz – ich dachte allendlich doch immer wieder an die Abel, und in meinen Gedanken summete dann allzeit ein Gebet: » Ja, schütze ihn, mein Herr und Gott; aber das Herz des Mädchens, das mein Glück ist und das ihm nicht tauget, das wende du zu mir und gieb uns deinen Segen. Amen!« 

     Das Feuer im Ofen war längst verloschen; itzt prasselte auch das Licht auf und sank dann zusammen. Es wurde fast dunkel in dem Zimmer, obschon da draußen noch der Mond schien; und da ich wußte, wo das Feuerzeug zu finden, so stand ich auf und entzündete das neue Licht, das bei dem Leuchter lag. So war es wieder wie vorher.

     Es mag schon nach fünf Uhr gewesen sein, da hob der Oberst seinen Kopf und horchete nach den Fenstern zu; dann plötzlich richtete er sich völlig auf: »Sie kommen!« rief er. »Hört Er es, Magister?« 

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)