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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

selbst dann nicht, wenn er sich lange hatte vermissen lassen, kramte er alle seine kleinen Abentheuer bei ihr aus, welche sie mit der unbefangensten Lustigkeit anhörte. In jeder Verlegenheit schenkte sie ihm ihre Theilnehmung, ihren Rath – unter der Hand ließ sie auch ein Wort von Verheirathung fallen, jedoch immer mit dem Tone der uneigennüzigsten Freundschaft, der auf sie selbst nicht die geringste Beziehung zu haben schien. Wandelte es den Marquis in gewissen Augenblicken an, galant gegen sie zu seyn, und ihr etwas schmeichelhaftes zu erweisen – Dinge, worüber man bei Frauenzimmern von so genauer Bekanntschaft sich nie ganz hinweg sezen kann – so antwortete sie mit einem Lächeln, oder schien gar nicht einmal darauf merken zu wollen. Ein Freund, wie er, behauptete sie dann, reiche zur Glückseligkeit ihres Lebens hin – ihre erste Jugend wäre vorüber, ihre Leidenschaften ausgelöscht – Wie, Madame! antwortete er voll Verwunderung, Sie sollten mir also nichts mehr zu beichten haben?

Nicht das mindeste mehr.

Auch von dem kleinen Grafen nichts, der mir sonst so gefährlich war?

Diesem habe ich meine Thüre verschlossen. Ich seh ihn nimmermehr.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)