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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

sprengte der Marquis zurück, dieses Versehen wieder gut zu machen. Die Addresse der gnädigen Frau ward mit Bereitwilligkeit angenommen, aber alle Bemühungen des Marquis waren umsonst, die ihrige zu erfragen. Er hatte nicht einmal den Muth, ihnen seinen Wagen anzubieten – ein Umstand, der ihm doch, wie er der Frau von P*** nachher selbst gestand, oft genug auf der Zunge schwebte.

Sein erstes war, daß er sich bei der Marquisin umständlicher erkundigte: Wer denn eigentlich diese Frauenzimmer wären? – Zwei Geschöpfe, war die Antwort, die wenigstens glücklicher sind als Sie und ich. Sahen Sie die blühende Gesundheit? Die Heiterkeit auf ihrem Angesicht? Die Unschuld, die Sittsamkeit in ihren Reden? Dergleichen erlebt man nicht, sieht man nicht, hört man in unsern Zirkeln nicht. Wir bedauren die Andächtige, die Andächtigen bedauren uns, und am Ende – wer weiß, ob sie Unrecht haben?

Aber ich bitte Sie, Madame – Sie werden doch nicht selbst eine Betschwester werden wollen?

Warum das nicht?

Ich beschwöre Sie, Madame – Ich will doch nicht hoffen, daß unser Bruch, wenn es ja einer seyn soll, Sie bis zu der Raserei führen werde?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_050.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)