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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Viele Wochen lang dauerte das fort. Der Marquis ließ keinen Tag verstreichen, ohne Frau von P*** zu sehen, aber er kam, warf sich in den Sopha, gab keinen Laut von sich; Frau von P*** führte das Wort allein, der Marquis blieb eine Viertelstunde und verschwand. Endlich blieb er einen ganzen Monat aus dem Hause. Nach Verfluß dessen zeigte er sich wieder, aber schwermuthsvoll und zugerichtet wie eine Leiche. Frau von P*** erschrack bei seinem Anblick.

Wie sehen Sie aus, Marquis? Woher kommen Sie? – Haben Sie diese ganze Zeit über an Ketten gelegen?

Schier so, bei Gott! – Aus Verzweiflung stürzt ich mich in das abscheulichste Schlaraffenleben.

Wie das? aus Verzweiflung?

Nicht anders, Madame – aus Verzweiflung.

Mit den Worten lief er hastig durch das Zimmer, dahin, dorthin, trat er an ein Fenster, blickte nach den Wolken, kam zurück, blieb auf einmal vor ihr stehen, gieng zur Thüre, rufte einen seiner Leute, hieß ihn wieder gehen, stellte sich aufs neue vor die Dame, wollte reden, aber konnte nicht – Frau von P*** saß mittlerweile still an ihrem Arbeitstisch, ohne ihn bemerken zu wollen, endlich hatte sie Erbarmen mit seinem Zustand, und fieng an:

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_060.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)