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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Was haben Sie denn, Marquis? Einen ganzen Monat lang sieht man Sie nicht, und nun kommen Sie, und sehen aus, wie einer der dem Leichentuch entsprungen ist, und treiben sich herum, wie eine Seele im Fegfeuer!

Ich halt es nicht länger aus. Ich will – ich muß – Sie sollen alles hören. Jenes Mädchen, die Tochter ihrer Freundin – o sie hat eine tiefe Wirkung auf mein Herz gemacht. Alles, alles hab ich angewandt, sie zu vergessen, doch umsonst – Je mehr ich sie bekämpfte, desto tiefer grub sich die Erinnerung. Dieser Engel hat mich ganz dahin – Sie müssen mir einen großen Dienst erweisen.

Nun?

Es ist umsonst. Ich muß – ich muß sie wieder sehen, und Ihnen, o nur Ihnen, kann ich das zu danken haben. Ich habe meine Bediente in fremde Kleider gesteckt – ich habe ihnen auflauren lassen. Ihr ganzer Aus- und Eingang ist in die Kirche, und aus der Kirche, aus ihrem Hause, und in ihr Haus zurück. Zehenmal hab ich mich ihnen zu Fuß in den Weg gestellt, sie haben mich auch nicht einmal eines Blicks gewürdigt. Unter ihre Hausthüre habe ich mich vergebens gepflanzt. Sie zu vergessen, bin ich auf eine Zeit lang der

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)