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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

werden? – Nie, daß ich mich erinnern könnte, Madame. – Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß unsre beiden Andächtigen die Unterhaltung mit allem Wiz, aller Feinheit, aller verführerischen Grazie würzten. Nur im Vorübergehen berührte man das Kapitel von Leidenschaften, und Mademoiselle Duquenoi – das war ihr Familiennahme – wollte behaupten, daß es nur eine gefährliche gebe. Dieser Meinung stimmte der Marquis von ganzem Herzen bei. Zwischen sechs und sieben brachen die beiden Frauenzimmer auf, jeder Versuch, sie länger da zu behalten, war fruchtlos. Frau von P*** und die Mutter Duquenoi thaten den Ausspruch, daß das Vergnügen der Pflicht weichen müsse, wenn nicht ein jeder Tag mit Gewissensbissen sich endigen sollte. Beide also giengen zum großen Verdruß des Marquis nach Hause, und er sahe sich jezt wieder mit Frau von P*** unter vier Augen allein.

Nun, Marquis? Bin ich nicht eine gute Närrin? – Zeigen Sie mir die Frau zu Paris, die etwas ähnliches thäte.

Nein, Madame! Nein! Nein! (und hier warf er sich ihr zu Füßen) die ganze Welt hat Ihres gleichen nicht mehr. Ihre Großmuth beschämt mich. Sie sind die einzige wahre Freundin, die auf dieser Erde zu finden ist.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_068.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)