Seite:De Thalia Band1 Heft1 072.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

und betete – für die Seelen im Fegfeuer. Die junge Duquenoi ließ ihn seiner Wege gehen, und hinterbrachte diß alles treulich ihrer Mutter und der Frau von P***, welche ihr noch immer mehr Geständnisse einbliesen, dem frommen Heiligen desto mehr Herz einzujagen.

Sie erwarteten nun nichts gewissers, als daß der Mann Gottes über kurz oder lang sich brauchen lassen würde, seiner geistlichen Tochter einen Liebesbrief zuzustellen, und diese Vermuthung traf glücklich ein. Aber wie behutsam griff er das an! – Erst wußte er eigentlich selbst nicht, aus wessen Händen er käme – er zweifelte keineswegs, daß irgend eine mitleidige Seele in seiner Gemeine unter der Decke stecke, die von ihrem Elend gerührt, sich würde erboten haben, ihnen Beistand zu leisten. Dergleichen Aufträge hätte er schon öfters zu übernehmen gehabt. Im übrigen, Mademoiselle, fuhr er jezt fort, werden Sie vorsichtig handeln – Ihre Frau Mutter ist eine vernünftige Frau. Ich dringe ausdrücklich darauf, daß Sie den Brief nicht anders als in ihrem Beisein erbrechen. – Mademoiselle steckte den Brief zu sich, und händigte ihn sogleich der Alten ein, die ihn auf der Stelle der Frau von P*** überschickte. Die Marquisin – jezt im Besiz eines unverwerflichen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_072.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)