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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

so unnatürlich kann der feurige,
für jede Schönheit so begeisterte
so offne Jüngling nimmermehr entarten.
Was Prinz? – Das schönste Weib auf dieser Welt,
beim ersten Blick Monarchin ohne Thron,
kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen,
und eines Greisen Frau – von der Natur
zur Zärtlichkeit, zur Wollust ausgestattet –
an eines freudenlosen Ehestands
tirannische Galeere angeschlossen –
Französin von Geburt – und Königin –
und ehmals ihre laut erklärte Braut?
Unmöglich, Prinz! Unglaublich! Nimmermehr!
Wo ohne Hofnung Greiß und Jüngling lodern,
friert Karlos nicht mit allen Hofnungen.
Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen,
so seltsam widerspricht sich Karlos nicht.
Nein Prinz – ich schwörs in ihrer Mutter Seele –
das wunderbare Räzel ihres Grams,
die Königin – ich wette – kann es lösen.
Verwahren sie sich Prinz, daß sie es nie,
wie sehr sie ihrem Sohn mißfällt, erfahre,
die Zeitung würde schrecklich seyn.

Karlos.
(welcher diese ganze Rede durch, die Augen tückisch auf ihn geheftet hat)
 Meint ihr?

Domingo.
Und äußerst unerwartet – Warlich Prinz
auf ihre Rechnung flüstert sich schon längst


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)