Seite:De Thalia Band1 Heft1 132.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Karlos.
 Rodrigo,
enthülle du diß wunderbare Räzel
der Vorsicht mir – Warum von tausend Vätern
just eben diesen Vater mir? und ihm
just diesen Sohn von tausend bessern Söhnen?
Zwei unversöhnlichere Gegentheile
fand die Natur in ihrem Umkreis nicht,
wie mochte sie die beiden lezten Enden
des menschlichen Geschlechtes – mich und ihn
durch ein so heilig Band zusammen schmieden?
Furchtbares Loos! warum mußt es gescheh’n?
Warum zween Menschen, die sich ewig meiden,
in einem einz’gen eigensinn’gen Wunsch,
auf einem Brett, das keine Theilung duldet,
in unglücksel’ger Harmonie sich finden?
Hier Rodrigo siehst du zwei feindliche
Gestirne, die, im ganzen Lauf der Zeiten
ein einzigmal, in scheitelrechter Bahn
zerschmetternd sich berühren, dann auf immer
und ewig auseinander flieh’n!

Marquis.
 Mir ahndet
ein schreckenvoller Augenblick.

Karlos.
 Mir selbst.
Wie Furien des Abgrunds folgen mir
die schauerlichsten Träume – Zweifelnd ringt

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)