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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

mein guter Geist mit gräßlichen Gelüsten,
durch labirinthische Sophismen kriecht
mein unglücksel’ger Scharfsinn, bis er plözlich
vor eines Abgrunds gähem Rande stuzt – – –
O Rodrigo, wenn ich den Vater je
in ihm verlernte – Rodrigo – ich sehe
dein todenblasser Blick hat mich verstanden –
Wenn ich den Vater je in ihm verlernte,
was würde mir der König seyn?

(Der Marquis beschwört den Prinzen, seiner Leidenschaft keinen Schritt zu erlauben, den er nicht zuvor der Freundschaft anvertraut hätte. Der Prinz wirft sich ganz in seine Arme, und fodert ihn bei dem heiligen Gelübd seiner Liebe auf, ihm eine Zusammenkunft mit der Königin zu bewirken. Die Königin ist zur nämlichen Zeit in Aranjuez; die Einsamkeit der Gegend, die zwanglose Sitte des Landlebens machen eine solche Zusammenkunft hier leichter möglich, als zu Madrid. Der Marquis hat Gelegenheit in den flandrischen Angelegenheiten Audienz bei der Königin zu erhalten, und verspricht dem Prinzen, ihre Empfindungen für ihn zu erforschen, und sie zu dieser Unterredung zu stimmen. Die Königin pflegte sich die meiste Zeit, daß der Hof zu Aranjuez war, in einer Eremitage aufzuhalten, die sie vorzüglich liebte. Dahin geht jezt der Marquis, nachdem er zuvor dem Prinzen gerathen hatte, in der Nähe dieses Plazes versteckt zu seyn, damit er sogleich auf das gegebene Zeichen erscheinen könnte.)


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)