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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

der Seele des Menschen eine traurige Wunde geschlagen. Die Namen Mann und Vater, Weib und Kind, haben ihre Kraft verloren; und die Kultur hat die schönsten Bande der Familien gelöst.

Einen Beweis, wie selten diese häusliche konzentrirte Größe ist, hat neulich die enthusiastische Bewunderung gegeben, womit eine ganze große Stadt, der Versendungsplaz aller Lächerlichkeiten von ganz Europa, dem Tode zweier Menschen huldigte, welche auf die Erreichung eines gewissen Ideals von Freundschaft ihren ganzen Reichthum von Kräften gesezt hatten. Aus einem kleinen Abris ihres Lebens wird man sehen, wie wenig sie dazu geschaffen waren, nach ihrem Tode Helden der Mode zu werden und einen Gegenstand für die deklamatorische Charlatanerie unsrer Tage abzugeben. Man wird wünschen mit ihnen gelebt, in der Sphäre ihrer stillen, sanften Größe existirt zu haben; aber ie inniger, ie tiefer dieser Wunsch ist, desto mehr wird man von dem pralerischen Lärm gestört und betäubt, der über sie erhoben worden ist. Dübrueil und Pechmeja waren aus Einem Ort gebürtig, einem Städtchen in einer Provinz von Frankreich. Sie hatten sich früh gekannt und geliebt, und seit ihrer Jugend sich mit dem Plan herumgetragen, alle Hindernisse die sie trennen könnten aus dem Wege zu räumen, alle ihre Bedürfnisse auf Einen Zweck zurückzuführen, alle verschiedne Auftritte ihres Schiksals auf Ein Ziel zusammen laufen zu lassen, um einst eine gemeinschaftliche

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)