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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

wurde angewandt um Glückliche zu machen, Leiden zu versüssen, Thränen abzutroknen. Menschenkenntnis war bei ihnen mit Menschenliebe verbunden; ihre Wohlthaten bestanden nicht in gränzenlosem, ungerechtem Ausspenden, sondern sie kannten die Kunst viel Gutes mit wenigem zu thun: da mancher Reiche, wenn auch gemeine Gutherzigkeit oder Ekel an Klagen und Thränen seine Hände öfnet, mit vielem oft nur wenig thut. Ihre ausgezeichnete Einigkeit fieng an in Paris Lärm zu machen, und ein Buch das Pechmeja heraus gab und worinn man die häufigen Anspielungen auf seine Verhältnisse mit seinem Freund nicht verkennen konnte, trug viel dazu bei die Augen der Müssigen auf sie zu richten. Dieses Buch war Telefus,[1] ein historisches Gedicht in Prosa, dessen Ton meistens philosophisch ist. Wenn man abrechnet, daß die Gattung selbst worinn es geschrieben ist, etwas kaltes, zwitterartiges hat, so giebt dieses Werk die vortheilhafteste Meinung von dem Geiste seines Verfassers. Die Schreibart ist kräftig, edel und rein, und das Ganze hat einen gewissen antiken Schnitt, der den Leser vollkommen in die ältesten Zeiten der Griechischen Größe versezt: die Jünglinge in diesem Gedicht sind sanft und kühn, die Alten weise und ehrwürdig, die Weiber gefühlvoll und bescheiden. Aber den vorzüglichsten


  1. Eine deutsche Uebersezung davon ist in S. L. Crusius Verlag zu Leipzig, herausgekommen.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_017.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)