Seite:De Thalia Band1 Heft2 020.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält


innersten Wesen ganz zuwider, ausschweifenden Lobeserhebungen, denen die nacheifernde Wärme fehlt, sich preisgegeben zu sehen.

H.



III.

Verbrecher aus Infamie

eine wahre Geschichte.


Die Heilkunst und Diätetik, wenn die Aerzte aufrichtig seyn wollen, haben ihre besten Entdekungen und heilsamsten Vorschriften vor Kranken- und Sterbe-Betten gesammelt. Leichenöfnungen, Hospitäler und Narrenhäußer haben das helleste Licht in der Phisiologie angezündet. Die Seelenlehre, die Moral, die gesezgebende Gewalt sollten billig diesem Beispiel folgen, und ähnlicherweise aus Gefängnissen, Gerichtshöfen und Kriminalakten – den Sektionsberichten des Lasters – sich Belehrungen holen.

In der ganzen Geschichte des Menschen ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist, als die Annalen seiner Verirrungen. Bei jedem großen Verbrechen war eine verhältnißmäßig große Kraft in Bewegung.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)