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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

„Konnt’ ichs ändern?“

„Das werden wir ja wohl sehen. Aber sage mir doch, woher kömmst du denn jezt, und was führst du im Schilde?“

„Ich erzählte ihm meine ganze Geschichte. Der Mann, ohne abzuwarten, bis ich zu Ende war, sprang mit froher Ungeduld auf, und mich zog er nach. Komm Bruder Sonnenwirth, sagte er, jezt bist du reif, jezt hab ich dich, wo ich dich brauchte. Ich werde Ehre mit dir einlegen. Folge mir.“

„Wo willst du mich hinführen?“

„Frage nicht lange. Folge! – Er schleppte mich mit Gewalt fort.“

„Wir waren eine kleine Viertelmeile gegangen. Der Wald wurde immer abschüßiger, unwegsamer und wilder, keiner von uns sprach ein Wort, bis mich endlich die Pfeiffe meines Führers aus meinen Betrachtungen aufschrökte. Ich schlug die Augen auf, wir standen am schroffen Absturz eines Felsen, der sich in eine tiefe Kluft hinunterbükte. Eine zwote Pfeiffe antwortete aus dem innersten Bauche des Felsen, und eine Leiter kam, wie von sich selbst, langsam aus der Tiefe gestiegen. Mein Führer kletterte zuerst hinunter, mich hieß er warten, bis er wieder käme. Erst muß ich den Hund an Ketten legen lassen, sezte er hinzu, du bist hier fremd, die Bestie würde dich zerreißen. Damit gieng er.“

„Jezt stand ich Allein vor dem Abgrund, und ich wußte recht gut, daß ich allein war. Die Unvorsichtigkeit meines Führers entgieng meiner Aufmerksamkeit

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)