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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

durch freche Scherze zuvor, aber das ganze Weib war mir zuwider, und mein Herz hatte die schüchterne Marie auf immer gefangen.“

„Du siehst Bruder Sonnenwirth, fieng der Mann jezt an, der mich hergebracht hatte, du siehst, wie wir unter einander leben, und jeder Tag ist dem heutigen gleich. Nicht wahr Kameraden?“

„Jeder Tag wie der heutige,“ wiederholte die ganze Bande.“

„Kannst du dich also entschließen, an unserer Lebensart Gefallen zu finden, so schlag ein und sei unser Anführer. Biß jezt bin ich es gewesen, aber dir will ich weichen. Seid ihrs zufrieden, Kameraden?“

„Ein fröhliches Ja! antwortete aus allen Kehlen.“

„Mein Kopf glühte, mein Gehirne war betäubt, von Wein und Wollust siedete mein Blut. Die Welt hatte mich ausgeworfen wie einen Verpesteten – hier fand ich brüderliche Aufnahme, Wohlleben und Ehre. Welche Wahl ich auch treffen wollte, so erwartete mich Tod; hier aber konnte ich wenigstens mein Leben für einen höheren Preiß verkaufen. Wollust war meine wütendste Neigung, das andere Geschlecht hatte mir biß jezt nur Verachtung bewiesen, hier erwarteten mich Gunst und zügellose Vergnügungen. Mein Entschluß kostete mich wenig. „Ich bleibe bei euch Kameraden, rief ich laut mit Entschlossenheit, und trat mitten unter

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)