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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

zur allgemeinen Monarchie ansah. Dieser Irrthum zertheilte seine Kraft, und die Eilfertigkeit seinen Bruder zum Römischen König wählen zu lassen, war vielleicht in der Folge die vornehmste Ursache von Europens Befreyung. Auch das deutsche Reich erholte sich wieder unter einem weniger drükenden Joche.

Ein Glück war es, daß die Kaiserwürde nicht eben so von Karln abhieng, wie der Besiz seiner erblichen Staaten. Er würde seinem Sohne seine ganze Macht überlassen haben; und schon reute es ihn, daß es sein Bruder war, der den Titel eines Römischen Königs bekommen hatte. Vergebens hatte er sich bemüht, ihn durch die listigsten Anerbietungen zu bewegen, sich seines Rechts zu begeben. Er hatte alles angewandt die Reichsstände zu gewinnen; aber von jeher für die Erhaltung ihrer Freyheit besorgt, fürchteten sie auch jezt ein zu mächtiges Oberhaupt, das ihnen gefährlich werden könnte. Durch diese Hindernisse und durch die Widersezlichkeit seines Bruders ermüdet, überließ ihm endlich Karl wider Willen das deutsche Reich.

Dieß war der Zeitpunkt, da das Haus Oesterreich Europa in Schreken sezte. Richelieu sahe die Größe der Gefahr in der Zukunft voraus, und aus diesem Gesichtspunkte kann er für den Wohlthäter mehrerer Europäischen Nationen angesehen werden. Philipp träumte so gut, wie Karl von einer Universalmonarchie; nur hatte diesen die Lage seiner Staaten mehr bey seinen Absichten begünstigt. Das Haus Oesterreich

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)