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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Gefälligkeit kostete ihm die sieben vereinigten Provinzen.

Keine Farben sind stark genug Alba’s unersättlichen Blutdurst zu schildern. Er sprach allen Gesezen Hohn, und hinterlies überall die blutigen Fustapfen seiner unseligen Gewalt.

Aufmerksamkeit und Wachsamkeit bezeichneten diesen Monarchen in einigen Theilen der Staatsverwaltung. Sein Rath mußte in seiner Gegenwart die Vortheile und die Gefahren einer Unternehmung aus einander sezen. In zweifelhaften Fällen nahm er die Meinungen schriftlich an; er überdachte sie reiflich und vereinigte die entgegengesezten Partheien. Aber wenn von den Kezern die Rede war, dann sties er alle Geseze um, gegen diese gährte ein unauslöschlicher Haß in seiner Seele.

Indessen findet man in seinem Leben eine Menge widersprechender Züge, die den Mahler niederschlagen. Der Erzbischof von Toledo hinterlies als er starb, eine Million Thaler für fromme Legate. Diese Million einete sich Philipp zu, indem er durch ein paar Doktoren ohne Pfründen entscheiden lies, Er als Vater der Armen sei der Erbe dieses Prälaten. Auch war seine Achtung gegen die Geistlichkeit nicht so groß, daß er sie nicht zu bestrafen gewußt hätte, wenn er durch sie beleidigt war. Er lies ohne Anstand einige zwanzig Prediger aus allen Orden aufhängen, weil sie in Portugal

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)