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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

nahmen Antheil an meinem Schiksal; jeder Erguß meines Herzens, jeder Pinselstrich von der Nachtgrotte meines ehemaligen Gefängnisses, jeder der Menschheit so natürliche Aufschrei nach Freiheit – die allein die Wolke des Lebens vergüldet und die Menschen Gottähnlich macht – erwekte Aufmerksamkeit bei ihnen. Sie nahmen Kopien von einigen meiner Gedichte, und so fand ich sie auch da und dort im Druke.

Endlich erschien in der Schweiz eine nahmhafte Sammlung meiner Gedichte von einem gewiß aller Achtung würdigen Herausgeber. Fürs erste dank ich ihm für seine gute Meinung von mir und sonderlich für die treue Darstellung der Entstehungsgeschichte meiner Lieder und ihrer Irren in Deutschlands Gauen herum.

Nur bedaur’ ich theils die zahllosen Drukfehler, womit diese Sammlung verunstaltet ist – noch mehr aber die Unvollständigkeit derselben und die eingeschlichnen Stüke, die nicht einmal die meinigen sind. Wer wird mir z. B. zutrauen, daß ich je eine Fabel unsers unsterblichen Fabeldichters Lichtwehr – die unter der Rubrik der Emriz in der Schweizer Sammlung steht und bei Lichtwehr unter der Aufschrift der Hänfling vorkommt – für mein Gemächt ausgeben könnte? – Andrer Inkonvenienzen zu geschweigen – Genug, daß Se. Herzogliche Durchlaucht, mein gnädigster Herr mir nunmehr die großmüthige Erlaubniß zu ertheilen geruhten, eine

vollständige Ausgabe meiner Gedichte

in Höchstdero Akademischen Buchdrukerei selbst besorgen zu dürfen.

Diese Ausgabe soll mit aller mir möglichen Genauigkeit veranstaltet werden. Ich werde die schon bekannten Gedichte so kritisch gefeilt liefern, als ich Stätigkeit habe, die Feile zu führen und endlich verschiedene neue Gedichte hinzuthun, die wenigstens darthun sollen, welch einen würdigen, hohen Begriff ich mir von einem Publikum bilde, wie das deutsche ist – und mit welch schüchterner Demuth – doch ohne jemals das Gefühl eignen Werths zu verlieren – ich in’s Heiligthum

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)