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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Prinzeßin.
Darüber scheinen sie erstaunt? Darüber?
Ja Prinz, wenn ihres Vaters Sekretaire
nicht fester siegeln als Dom Karl sein Herz,
dann weh der span'schen Politik! Die Welt
kann sie in Gaßenliedern morgen hören.
Was soll die Wette gelten, Prinz, ich rufe
Geschichten in ihr Herz zurük, Geschichten,
die selbst in ihren Träumen ausgestorben?
Versuchen sie es. Fragen sie mich aus.
Wenn selbst der Launen Kleinigkeit, ein Laut
verstümmelt in die Luft gehaucht, ein Lächeln
von schnellem Ernste wieder ausgelöscht,
ein Spiel mit diesen Federn, eine Blume
gedankenlos zerrissen, eine Fliege
mit sanfter Hand barbarisch hingewürgt –
wenn selber schon Erscheinungen, Gebärden,
wo ihre Seele ferne war, mir nicht
entgangen sind, urtheilen sie, ob ich
verstund, wo sie verstanden werden wollten?

Karlos.
Nun das ist warlich viel gewagt – die Wette
soll gelten, Fürstin. Sie versprechen mir
Entdeckungen in meinem eignen Herzen,
um die ich selber nie gewußt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)