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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Daß er ganz ohne Hofnung lieben sollte!
Ich kanns nicht glauben … Hofnungslose Liebe
besteht in diesem Kampfe nicht. Zu schwelgen
wo unerhört der glänzendste Monarch
der Erde schmachtet … Warlich! solche Opfer
bringt hofnungslose Liebe nicht. Wie feurig
war nicht sein Kuß! Wie zärtlich drükt er mich,
wie zärtlich an sein schlagend Herz! – So schmelzend
der Augenblik! – Das liebetrunkne Mädchen
ganz hingegeben seiner Glut … Die Probe
war fast zu kühn für die romant’sche Treue,
die nicht erwiedert werden soll! … Er nimmt
den Schlüßel an, den, wie er sich beredet,
die Königin ihm zugeschikt … er glaubt
an diesen Riesenschritt der Liebe … kömmt,
kömmt warlich, kömmt voll Zuversicht … So traut er,
traut Philipp’s Frau die rasende Entschließung,
das unerhörte Opfer zu – Wie kann er,
wenn hier nicht große Proben ihn ermuntern?
Es ist am Tag. Er wird erhört. Sie liebt!
Beim Himmel, diese Heilige empfindet!
Wie fein ist sie! … Ich zitterte, ich selbst
vor dem erhabnen Schrekbild dieser Tugend.
Ein höh’res Wesen ragt sie neben mir,
in ihrem Glanz erlösch ich. Ihrer Schönheit
mißgönnt’ ich diese hohe Ruhe, frei
von jeder Wallung sterblicher Naturen.
Und diese Ruhe war nur Schein? Sie hätte
an beiden Tafeln schwelgen wollen? hätte

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft3_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)