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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

als sie sich Mutter fühlte … Wie? Das war
ja damals, wenn ich anders mich nicht irre,
als ihr mit allen Priestern eures Ordens
den heiligen Dominikus an allen
Altären für das hohe Wunder lobtet,
das er an mir gewirkt? … Was damals Wunder
gewesen, ist es jezt nicht mehr? So habt
ihr damals oder heute mir gelogen?
An was verlangt ihr daß ich glauben soll?
Ihr werdet blaß? Ihr steht verlegen? … Habe
ich euch ergriffen Priester? Hoffet nicht
mit glatter Schlangenhaut euch loszuwinden.
Sagt mir die Wahrheit, Priester … Gibt es Wunder?
Ich falle ab von eurem Glauben, wenn
ihr es verneinet.

Domingo,
nach einem verlegenen Besinnen.
 Nur alsdann, mein König,
wenn die Gesezze der Natur sich unserm
Verstand entziehn, nimmt unsre Dankbarkeit
zur Gnade ihre Zuflucht. Wunder wirkt
der Himmel nie, wenn sie entbehrlich sind!

König
O! des verschlagnen Weltmanns der für jeden
besondern Fall auch eine neue Klugheit
und eine neue Zunge hat – der heute
durch Lügen seinem Schöpfer dient und morgen
ihn drängenderen Lügen wieder opfert.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft4_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)